Neulich erst in einem Traum
erschien mir ein bunter Zauberbaum.

Der Baum, der hatte die Eigenschaft,
dass er aus Wünschen Wirklichkeit macht.

Ich nützte die Gelegenheit
und machte mich auch gleich bereit,

meine Wünsche zu formulieren,
in Pakete zu verschnüren

und dekorativ auf dem Baum zu drapieren.
In die ersten Packerln hab ich (fürs Gewissen)
nur Wünsche für die Allgemeinheit geschmissen:

Frieden für die Welt,
für jeden genug Geld.

Liebe auf Erden
und dass alle Menschen Freunde werden.

Aus für Krieg und Kämpferei,
und nie mehr hungriges Kindergeschrei.

Reichlich Wasser, sauber und klar,
immer für alle erreichbar und nah.

Nachdem nun die Welt gerettet war,
dachte ich, wie wunderbar,

nun darf ich auch an mich denken
und auch mich mit ein paar Wünschen beschenken.

Ins erste Paket kamen schlanke Beine
(nicht solche Nilpferdstampfer wie meine!).

Gleich dann daneben ein flacher Bauch,
weil für meine Speckfalten hatte ich echt keinen Gebrauch.

Dann schmiss ich noch die Krähenfüße hinein
und wünschte sie sollten hiermit verschwunden sein.

Ich wurde nun ein wenig unbescheiden,
weil so halb saniert wollt ich halt dann auch nicht bleiben.

Ich wollte schauen ob noch was geht
und schnürte ein weiteres Paket:

Straffe Haut gleich überall,
ohne Lifting und Spital,

und natürlich ein Knackpopo,
ganz ohne Training, einfach so.

Das Ergebnis war nun schon spektakulär!
Doch ich geb es zu: ich wollte noch mehr.

Fingernägel die nie brechen,
Schlemmereien die sich niemals rächen.

Kein unerwünschtes Haar,
ganz ohne rasieren – wunderbar!

Das Kopfhaar so glänzend und gesund,
niemals mehr Fieberblasen um den Mund.

Nun, hier muss ich gestehen mit zunehmenden Grauen:
die Maßlosigkeit hatte mich fest in ihren Klauen.

Gepackt vom totalen Größenwahnsinn
warf ich mich auf das nächste Paket hin:

Ein großes Haus mit Hof und Stall
und natürlich dementsprechend Personal.

Gesunde Zähne ohne Zahnarztbesuch,
meine Geschichte als richtig cooles Buch.

Staubsauger mit Fernbedienung,
auf dem Dach eine Begrünung.

Milch, die nicht sauer wird,
George Clooney, der in meinem Garten campiert.

Endlich im Lotto gewinnen,
Wimperntuschen, die nicht verrinnen.

Heinzelmännchen für die alltäglichen Sachen,
die nur nerven und keine Freude machen.

Ein Auto, das sich selber putzt
und dass jeder Mensch Zahnseide benutzt.

Fenster, die immer sauber bleiben,
Kinder, die niemals ins Auto speiben.

Gewand in Größe „schmal“
und auch hineinpassen – ganz ohne Qual.

Perfekt geschminkt erwachen,
so wie die das im Fernsehen immer machen.

Viel mehr Platz für meine Schuhe,
nach dem Essen ein wenig Ruhe.

Dass auch ohne mein Bemühen
alle meine Blumen blühen.

Bräune ohne Sonnenbrand,
egal ob im Garten oder am Strand.

Ich packte und schnürte fast wie von Sinnen
und wollte grad wieder mit dem nächsten beginnen.

Da hielt ich plötzlich still,
und dachte: „Was ich doch wirklich will,

ist ein richtig toller Mann,
einer der was kann,

einfühlsam und nett,
gepflegt und auch adrett.

Erfolgreich und sensibel,
ordentlich, doch nicht zu penibel.

Einer der zuhört und mich versteht,
und nicht gleich die Augen verdreht
wenn es um Gefühle geht.

Der fesch ist und auch gescheit
und der mich liebt bis in die Ewigkeit.

Ich fasste mir gleich eine Schachtel her
und packte sie voll bis zum Geht-Nicht-Mehr.

Mit viel Hoffnung und fast schon mit Hast
hievte ich das Packerl zum letzten freien Ast.

Was dann aber passierte, kann man nicht fassen
und hätt ich mir nicht mal im Traum träumen lassen:

Der wunderschöne Zauberbaum
hatte ja- man glaubt es kaum –

bis dato schnell und unkompliziert
jeden Wunsch – egal wie deplatziert-

sofort und ohne zu hinterfragen erfüllt
und einen Teil meiner Sehnsüchte damit gestillt.

Doch kaum kam ich mit meinem gepackten Wunschmann
auch nur ganz zart auf dem Zauberbaum-Ast an,

begann dieser zu prusten und vor Lachen zu Husten,
wackelte vor unbändigem Vergnügen
dass sich die Äste biegen.

Hätte sich vor lauter Kichern fast entwurzelt
und wär‘ um ein Haar den Abhang hinunter gepurzelt.

„Mädel, du bist so naiv und dumm,
das haut sogar einen Baum wie mich fast um.

So einen Mann gibt’s doch nicht mal im Traum!
Lass dir das sagen von einem alten Zauberbaum!

Es gibt fast keinen Wunsch, den ich nicht erfüllen kann,
außer den, von diesem Mann,

der ist sogar für mich zu abgefahren,
das solltest du doch schon wissen mit deinen Jahren!

(Da war ich dann schon ein wenig gekränkt,
obwohl, er hat mich ja sonst sehr reichlich beschenkt).

Jedenfalls hat der Zauberbaum dann noch sehr laut gelacht,
und davon bin ich dann wohl aufgewacht…..